1991 hatte die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland einen Beschluss zum Thema „Versöhnung mit der Sowjetunion“ gefasst – 50 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht. Dem Wort Versöhnung sollten Taten folgen, Hoffnung für die Menschen am Rande der russischen Gesellschaft.

Schon lange waren die traurigen und unwürdigen Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung im russischen Anstaltssystem bekannt: keine Bildung, keine Förderung, keine Lebensperspektive.

Die Evangelische Kirchengemeinde Wassenberg im Kreis Heinsberg machte sich zur Aufgabe, in Pskow ein Heilpädagogisches Zentrum (HPZ) als Förderschule für Kinder und Jugendliche mit geistigen und schweren mehrfachen Behinderungen zu gründen. Mit Hilfe der NRW-Landesregierung und fachlich begleitet durch die Rurtal-Schule Heinsberg-Oberbruch realisierte die Kirchengemeinde 1993 das Projekt und fand in der Stadt und später im Oblast Pskow verlässliche Partner. 1999 wurde die „Initiative Pskow“ gegründet, die die vielfältigen Partnerschaftsprojekte in der Stadt koordiniert und in eigener Regie eine Werkstatt für behinderte Menschen unmittelbar neben dem HPZ errichtete.

Heute ist das Heilpädagogische Zentrum Pskow im ganzen Land bekannt als sichtbares Zeichen eines Systemwechsels. Niemand soll zurückgelassen werden. Kinder mit schweren Behinderungen sind bildungsfähig und sollen auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit alle nötige Förderung, Therapie und Wertschätzung bekommen. Die Lehrpläne und Konzepte, die im Heilpädagogischen Zentrum entwickelt wurden, ziehen mittlerweile in vielen Städten und Hochschulen Russlands ihre Kreise.

In Pskow hat sich seither vieles verändert. Mit einem Frühförderzentrum, einem integrativen Kindergarten, dem HPZ, der Werkstatt für behinderte Menschen und betreuten Wohngruppen in der Stadt ist ein Netz der Unterstützungssysteme entstanden, das in Russland ohne Gleichen ist.

In dieser schwierigen Lage erweisen sich die Partner in Russland weiterhin als verlässliche Unterstützer unserer Arbeit. Trotz der schwierigen Haushaltslage hat der Oblast zum größten Teil den Anbau für das HPZ finanziert, um dem hohen Bedarf an Förderung für behinderte Menschen weiterhin gerecht zu werden. Die Kirchengemeinde Wassenberg und die Initiative Pskow stehen für die Ausstattung des Anbaus ein und beteiligen sich an den Errichtungskosten. Im Neubau werden drei Kindergartengruppen errichtet, zwei neue Schulklassen mit Nebenräumen, Therapieräume und eine Aula.

Der Anbau soll am 01.12.2015 seiner Bestimmung übergeben werden.

Die Paul Nikolai Ehlers-Stiftung unterstützte das Projekt zum zweiten Mal und freut sich sehr, Teil eines so großen und wichtigen Projektes zu sein. Herzlichen Dank an alle Spender!

Der Anbau für das Heilpädagogische Zentrum Pskow

Der Anbau für das Heilpädagogische Zentrum Pskow